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Pornografische Ausbeutung an Schulen

ratlos am ComputerBisher wird die Prävention von sexueller Ausbeutung in den neuen Medien in Schulen kaum geleistet. Eine Festschreibung gezielter Präventionsprojekte ins Schulprogramm ist noch die absolute Ausnahme. Eine verpflichtende Teilnahme für Lehrer und Lehrerinnen an problemspezifischen Fortbildungen gibt es nicht.

Wie wenig Lehrerinnen und Lehrer für den Umgang mit den neuen Medien vorbereitet sind, wird in den Zartbitter-Informationsveranstaltungen deutlich. Obgleich zu diesen Veranstaltungen vor allem interessierte Lehrerinnen und Lehrer kommen, sind die wenigsten von ihnen über die Gefahren im Netz ausreichend informiert. Noch immer sind Schulen z.B. stolz auf die Präsentation von Leistungen einzelner Schülerinnen und Schüler auf ihren Homepages. Die meisten Pädagogen und Pädagoginnen wissen z.B. nicht, dass pädosexuelle Täter oftmals über die Homepages von Institutionen Informationen über die Interessen potenzieller Opfer sammeln, um Kinder und Jugendliche anschließend in der realen Welt (z.B. am Schultor) gezielt anzusprechen. Noch immer stellen einige Schulen Fotos von Kindern und Jugendlichen ins Netz.

Viele Lehrerinnen und Lehrer sind verwundert, wenn sie über das von Kindern und Jugendlichen verübte Ausmaß sexualisierter Gewalt, Beschimpfungen und Erpressungen in Schulchats oder im Rahmen von Verabredungen im Internet informiert werden. Die Erfahrungen von Zartbitter im Rahmen von Präventionsprojekten an Schulen belegen, dass es sicherlich keine Schule gibt, an der nicht bereits einzelne Schüler (sexuelle) Gewaltszenen mit dem Handy aufgenommen oder die Köpfe von Klassenkameradinnen und Lehrpersonen auf pornografische Aufnahmen montiert und ins Netz gestellt haben. Für viele Jungen und Mädchen gilt es als „cool“, im eltern- und lehrerfreien virtuellen Treffpunkt Internet all die Formen der Gewalt auszuagieren, die unter der Aufsicht der Erwachsenen verboten sind.

Während einer schulischen Skifreizeit filmen die Schüler einer 11. Jahrgangsstufe eines Gymnasiums in ländlicher Gegend am Niederrhein einen ihrer Mitschüler beim Urinieren auf der Toilette mit dem Handy. Anschließend simsen sie das Video an Mitschüler und stellen es ins Internet. Das männliche Opfer wird so nicht nur zum Gespött der gesamten Oberstufe, sondern ebenso der unteren Jahrgangsstufen. Als er eine Woche später nach der Skifreizeit wieder zur Schule geht, machen auch Jungen und Mädchen der Sekundarstufe I ihm gegenüber z.B. sexistische Bemerkungen über seinen Penis. Vergeblich hofft der betroffene Jugendliche auf die Unterstützung seiner Lehrer: Mit der Bemerkung, dass er das selber mit den anderen Jugendlichen klären müsse, wird ihm von mehreren Pädagogen jegliche Unterstützung verweigert. Er ist unendlich beschämt und verzweifelt. Nachdem er aus Angst vor dem weiteren sexistischen Gespött mehrere Tage der Schule fern geblieben ist, findet er endlich den Mut, sich seinen Eltern anzuvertrauen. Diese erstatten Anzeige und erreichen darüber, dass nicht nur gegen die Täter ermittelt wird, sondern sich endlich auch die Lehrer der Problematik stellen müssen.

Nicht wenige Jugendliche nutzen aus dem Internet heruntergeladenes pornografisches Bildmaterial, um mit diesem Pornografie mit ihren Klassenkameradinnen und Klassenkameraden herzustellen.
chatten mit symbolischem Täter
Einige Schüler einer weiterführenden Schule montieren auf eine pornografische Aufnahme den Kopf einer Klassenkameradin. Anschließend fotokopieren sie das von ihnen so produzierte pornografische Produkt in Plakatgröße, beschriften es mit abfälligen Bemerkungen über das Opfer und hängen die Plakate am frühen Morgen vor Schulbeginn in der Umgebung der Schule und im Schulgebäude auf.

Die meisten Pädagogen haben die virtuelle Welt bis heute kaum kennen gelernt, beherrschen z.B. lediglich die Informationssuche über Suchmaschinen und den Versand von Emails. Weitergehende Kenntnisse der virtuellen Welt haben sie meist nicht. Uninformierte Erwachsene sind jedoch weder geeignete Ansprechpartner für von sexualisierter Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche, noch für diejenigen Mädchen und Jungen, die mit der Gewalt unter Jugendlichen im Internet nicht einverstanden sind und dringend die Unterstützung von erwachsenen Vertrauenspersonen bräuchten.

Als Zartbitter im Sommer 2005 die ersten Bausteine der landesweiten Präventionskampagne „click it! – gegen sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Jungen im Chat“ der Öffentlichkeit vorstellte, ahnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kontaktstelle gegen sexuellen Missbrauch das wirkliche Ausmaß der Gefährdung von Mädchen und Jungen an Bildschirmen in Schulen noch nicht. Obgleich in den letzten Jahren unter dem Motto „Schulen ans Netzt“ Schulen flächendeckend mit Internetanschlüssen ausgestattet wurden und nicht wenige Eltern die Anzahl der Internetanschlüsse im Klassenzimmer zu einem Kriterium der Schulauswahl machen, wurde die Präventionsarbeit und der Opferschutz im schulischen Bereich fast gänzlich vernachlässigt.

Mütter und Väter gehen in der Regel davon aus, dass ihre Töchter und Söhne an schulischen PCs vor sexueller Anmache und Pornografie sicher sind. Dies ist jedoch oftmals nicht der Fall. Im Rahmen der Zartbitter-Präventionskampagne gegen sexuelle Ausbeutung im Internet berichten viele Schülerinnen, Schüler und problembewusste Pädagogen über die Grenzen des Opferschutzes im schulischen Bereich.

  • Während die öffentlichen Verwaltungen und viele Industriebetriebe inzwischen Filterprogramme installiert haben, sind in vielen Schulen nur unzureichende Filterprogramme gegen pornografische Inhalte installiert bzw. diese werden von den Lehren oftmals (vorübergehend) ausgeschaltet, denn die Installation schützender Filterprogramme schränkt ebenso den Aufruf der für den Unterrichtsstoff relevanten interaktiven Websites ein (z.B. die Website der Deutschen Bundesbahn und viele Websites mit Übungsprogrammen). In einigen Schulen gibt es überhaupt keinerlei Filtersoftware. Folglich haben viele Mädchen und Jungen auch an schulischen PCs Zugang zu Chaträumen, die von vielen Missbrauchern und Missbraucherinnen zur Kontaktaufnahme genutzt werden.

  • Es ist eine gängige Strategie von Pornoproduzenten, ihre Websites mit Namen und Begriffen ins Netz zu stellen, die häufig von Mädchen und Jungen eingegeben werden (z.B. von Comic-Figuren und Stars). Häufig bauen die Betreiber kommerzieller Pornoseiten in ihre Texte für Kinder typische Rechtschreibefehler ein. Damit sichern sie die für ihre Werbeeinnahmen relevante hohe Zahl der Aufrufe ihrer Website. Die wenigsten Lehrerinnen und Lehrer sind über diese Strategien kommerzieller Pornohändler informiert und schöpfen keinen Verdacht, wenn sie feststellen, dass ihre Schülerinnen und Schüler auf Websites mit „harmlosen“ Namen waren.

  • Inzwischen stellen viele Lehrerinnen und Lehrer Haus- und Übungsaufgaben ins Netz. So sinnvoll diese Praxis für den Unterricht in oberen Jahrgängen sein kann, so gefahrenträchtig ist eine solche Praxis in den unteren Schulklassen. Im auch die Eltern sind gefragtRahmen von öffentlichen Zartbitter-Veranstaltungen berichteten Mütter und Väter aus verschiedenen Städten und Gemeinden, dass inzwischen auch einige Grundschullehrer im blinden Glauben an die Technik die Hausaufgaben für ihre Schülerinnen und Schüler ins Netz stellen bzw. Kindern Hausaufgaben aufgeben, die die Nutzung des Internets erfordern. Damit werden Mädchen und Jungen, die jünger als zehn Jahre alt sind, auf die Datenautobahn Internet geschickt, ohne dass sie auf dessen Gefahren vorbereitet sind. Eine solche Praxis entspricht einer vergleichbaren Gefährdung von Mädchen und Jungen, wenn diese dazu aufgefordert würden, mit dem Fahrrad auf der Autobahn zu fahren.  
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